Gestenräume

 

Visuelles Begreifen, Skizzieren und Verhandeln

Das Dissertationsvorhaben GESTENRÄUME von Hannah Groninger untersucht manuelle Zeichen- und Entwurfsprozesse zwischen Geste und dreidimensionaler Zeichnung und thematisiert damit den Akt und die Praktiken der Imagination von Objektkonstellationen im Raum. Wie werden Ideen und Objekte der Vorstellung im Gestenraum verortet und damit konkretisierbar? Handelt es sich hierbei um eine bisher von Seiten der Entwurfsforschung noch nicht erkannte Wissenspraxis? Mit Hilfe von Video-, Motion-Capture-Aufnahmeverfahren und immersiven 3D-Skizzierwerkzeugen wird das Potential der dreidimensionalen Zeichnung für Gestaltungsprozesse explorativ und anhand von empirischen Studien mit Studierenden des Masterstudiengangs Architektur an der RWTH Aachen ausgelotet.

Das Promotionsvorhaben positioniert sich an der Schnittstelle der Bildnerischen Gestaltung (Fakultät Architektur) und der Gestenforschung (Linguistik und Kognitive Semiotik, Philosophische Fakultät) und behandelt die visuell-räumlichen Bezüge beider Disziplinen. Der jedem Menschen umgebene Gestenraum wird als Produktionsstätte von Bildern und als ein medial-diskursiver Ort behandelt, an dem sich das Mentale, das Körperliche und das Reale begegnen. Gestenforscher und eigene Vorarbeiten zeigen, dass wenn Objekte der Vorstellung kommuniziert und beschrieben werden – synchron zum lautsprachlichen Diskurs – verstärkt körperlich-räumliche Gesten zum Einsatz kommen. Proportionen und Lagebeziehungen werden manuell beschrieben, Formen und Objektkonstellationen in den Raum gezeichnet oder mit Hilfe der Hände repräsentiert. Der Gestenraum ist demnach gleichzeitig und zeitgleich ein kommunikativer und kreativer Zwischenraum zwischen mehreren Personen und Produktions- und Rezeptionsstätte von Bildern (Skizzen und Gesten) an der Schwelle von mentaler und physisch-materieller Welt.

Betreuung: Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Thomas H. Schmitz und Univ.-Prof. Irene Mittelberg, PhD

Kontakt: Hannah Groninger